Notebooks im Unterricht
Die Daten müssen wandern, nicht die Hardware!
Notebooks oder fest installierte Rechner (Desktop/Tower)?
- Kosten, Lebensdauer
- Neue Desktops oder Tower gibt es für 300 bis 500 Euro, entsprechende Laptops sind deutlich teurer.
Gebrauchte (und neuwertige) Desktops oder Tower gibt es recht oft "fürs Mitnehmen", auch in grösseren Stückzahlen; z.B. von der örtlichen Bank, einem mittleren Betrieb vor Ort o.ä.
- Bei Laptops ist der Akku das wichtigste Verschleissteil - neue Akkus kosten durchaus mehr als 100 Euro.
- Wenn beim Laptop das LC-Display ausfällt, ist mit Kosten im Bereich 200 bis 400 Euro zu rechnen.
- Bei Laptops wird mit einer (technischen) Lebensdauer von 3 bis 4 Jahren gerechnet - wenn die Eltern die Rechner finanzieren sollen, wird das teuer.
- Akku-Standzeit
- Neue Akkus halten gelegentlich länger als 3 Stunden, mit wachsendem Alter reduziert sich die Zeit. Das bedeutet, dass mittags der Akku sehr wahrscheinlich leer ist. Fliegende Verkabelung findet nicht das Wohlwollen der Unfall-Versicherer.
- Wenn am Laptop Klausuren geschrieben werden, ist eine solche fliegende Verkabelung faktisch unumgänglich.
- Ein grosser Bildschirm saugt den Akku viel schneller leer als ein kleiner - aus pädagogischen Gründen sollten grosse Bildschirme genommen werden (das ist übrigens auch ein wichtiges Argument gegen den OLPC). Diese Forderung führt bei Laptops zu geringen Akku-Standzeiten und zu höherem Gewicht.
- Ergonomie, Arbeitsplatz-Gestaltung
- Die entsprechenden Richtlinien für Bildschirm-Arbeitsplätze fordern, dass die Tastatur nicht fest mit dem Bildschirm verbunden ist.
- Derzeit ist es modisch, spiegelnde LC-Displays zu verkaufen - das kollidiert ebenfalls mit den entsprechenden Richtlinien
- Notebook-Tastaturen sind meistens im Bereich der Sondertasten anders aufgebaut als eine übliche Tastatur - wer abwechselnd an Desktops und Notebooks arbeitet, der bekommt Probleme. Das betrifft auch und insbesondere die "Schreibmaschinen-Kurse", in denen das Blind-Tippen geübt wird
- Wegen der (mindestens am späten Vormittag) zu erahnenden Akku-Probleme müssen die Rechner per Netzteil versorgt werden; das beschert einen Kabelsalat, der unter dem Gesichtspunkt der Arbeitssicherheit nicht zu dulden ist.
- Nachrüstung (z.B. mit WLAN)
- zumutbares Gewicht
- Transport-Risiko
- feste Verkabelung oder Funknetz
Eigentümer der Notebooks
- Schule (oder Schulträger) ist Eigentümer
- akzeptables Modell - damit kann neben dem Unterricht in speziellen Rechnerräumen ("Kabinetten") auch je nach Bedarf "im Netz" gearbeitet werden; der Schulträger stellt neben den Desktops (mitsamt Infrastruktur) auch mobile Rechner zur Verfügung. Auch die rechtliche Zuständigkeit ist unstrittig.
- Schüler (oder Erziehungsberechtigter) ist Eigentümer
Das ist ein für den Schulträger auf den ersten Blick attraktives Modell - er glaubt, die Kosten abwälzen zu können. Tatsächlich fallen aber für die Erhaltung des (für den Unterricht gewünschten) Zustandes der Rechner Kosten an, weil irgendwer per Hardware, Software und Arbeitszeit den Zustand zum Unterrichtsbeginn herstellen muss - das ist keine Arbeit für die Schüler, und das ist keine Arbeit für die Lehrer.
Zudem ist rechtlich durchaus interessant, ob den Eltern zugemutet werden kann, sehr viel Geld für ein Gerät auszugeben, das weder sie noch ihre Kinder uneingeschränkt benutzen dürfen und das eine recht kurze Lebensdauer hat.
- Aufbewahrung
- stets in der Schule
Dann verfügt faktisch weder der Schüler noch seine Eltern über das Gerät - dann sollte es auch nicht von den Eltern bezahlt werden. Die Eltern finanzieren ja auch nicht den Barren oder das Digitalmultimeter.
Bei dieser Aufbewahrungsart ist natürlich die Pflege der Geräte etwas einfacher (wenn das nötige Personal bereitgestellt wird).
In einigen Schulen werden die Laptops in den schülereigenen Schliessfächern in der Schule aufbewahrt und dort auch geladen - das dürfte aus der Sicht der Unfallversicherer sicherlich bedenklich sein.
- Notebook wird transportiert
- Der Rechner wird zuhause "optimiert"
- Der Transport im Schulbus schadet vielen Geräten, also sicherlich auch dem Laptop
- Kinder schleppen für Stehler und Hehler interessante Geräte im Wert von durchaus 500 Euro durch die Gegend - es gibt Schulwege, bei denen das zu zusätzlichen Gefahren für die Kinder führt
- Der Rechner bringt zusätzliches Gewicht in den Ranzen - Ärzte finden das bedenklich.
s. auch DIN 58124, s. Jugendarzt: der Ranzen soll max. 10-15% des Körpergewichts wiegen.
- Wenn der Rechner an 3 Tagen in der Woche mitgeschleppt wurde, aber nicht benutzt wurde, dann wird er am 4. Tag "auf Verdacht" zuhause gelassen. Auf der Basis lässt sich kein Unterricht im Klassenverband planen und durchführen.
In Gesprächen mit Schülern aus Laptop-Klassen wird dieser Effekt immer wieder bestätigt.
- Finanzierung
Auch wenn die örtliche Bank oder Sparkasse netterweise die Finanzierung per Kredit anbietet, müssen die Kosten insgesamt einzig von den Eltern getragen werden. Und die Eltern dürften irgendwann eine Kosten-/Nutzen-Rechnung machen (und in den meisten Schulformen den Mund halten, weil sie ihren Kindern keine Unannehmlichkeiten bescheren wollen).
Installation und Pflege der Software
Die folgenden Probleme betreffen faktisch nur die Rechner, die längere Zeit im Zugriff der Schüler (oder deren technisch versierter Kumpel) sind.
Literatur
- Bei sehr vielen hier aufgeführten Literaturquellen wird nur auf den Aspekt "Rechner im Unterricht" eingegangen, aber nicht auf die Art der Finanzierung.
- Es dürfte unstrittig sein, dass es für den Unterricht förderlich ist, wenn Lehrer und Schüler bei Bedarf "ins Netz" gehen können. Daraus folgt jedoch nicht unbedingt, dass die Eltern die Rechner bezahlen müssen.
- Es spricht (auch und gerade unter sozialen Gesichtspunkten) viel dafür, die Kosten für diese Geräte auf dem Weg über den Schulträger auf alle Steuerzahler zu verteilen, nicht jedoch, sie den Eltern zusätzlich aufzubürden.
- Dieser Aspekt ist anscheinend bisher nicht betrachtet worden.
http://medienpaedagogik.phil.uni-augsburg.de/modules/content/index.php?id=29
http://medienpaedagogik.phil.uni-augsburg.de/downloads/dokumente/2006/Notebook-Klassen_Abschlussbericht.pdf
http://medienpaedagogik.phil.uni-augsburg.de/downloads/dokumente/2006/Folgestudie_Ehemalige-Notebook-Schueler.pdf
http://www.opus-bayern.de/uni-augsburg/volltexte/2007/594/pdf/Haeuptle_Notebook.pdf
http://www.bildungspakt-bayern.de/news/pressematerial/i_lern_juli06.pdf
http://www.medieninfo.bayern.de/index.asp?MNav=1&2NDNav=0&TNav=2&Med=334
http://www.nytimes.com/2007/05/04/education/04laptop.html?_r=2 ("Seeing no progress, Some Schools Drop Laptops")
http://www.hugo-gaudig-oberschule.de/HGO/notebookkonzept_Michaeli-Gymnasium.pdf
Augsburg:
http://www.golem.de/0607/46735.html
http://moodle11.moodle-schule.net/
http://www.jdbk.de/index.php?id=316
http://www.brg-schoren.ac.at/de/infoclusternotebook.php
http://www.brg-schoren.ac.at/de/notebookevaluierung.php
http://itworks.schulen-ans-netz.de/dokus/n21evaluationsbericht.pdf
http://itworks.schulen-ans-netz.de/themen/notebooks/dokus/n21erkenntnisse.pdf
http://gfs.diepholz.de/content/view/32/131/
http://www.gymszbad.de/dokumente/notebook/Infozettel%202007.pdf
http://www.puls217.de/html/body_machen_notebook-klassen_krank_.html
http://beat.doebe.li/bibliothek/b03327.html
http://beat.doebe.li/bibliothek/b03246.html
http://www.lernen-mit-notebooks.de/
http://www.lernen-mit-notebooks.de/schulen.htm
http://www.lernen-mit-notebooks.de/links.htm
http://www2.ratsgymnasium.de/NB/index.htm
http://gfs.khmeyberg.de/Notebook-Diskussion/pro%20und%20contra%20Notebook-Klassen.html
http://konzeptblog.joachim-wedekind.de/?p=11
http://www.gymnasium-wissen.de/Projekte/notebook/notebookset.htm
http://www.gymnasium-wissen.de/Projekte/notebook/Evaluation2006/Elternbefragung.ppt
http://www.gymnasium-wissen.de/Projekte/notebook/Evaluation2006/Schuelerbefragung.ppt
<news:20080719084859.0a230196@mib.betelgeuze.local> in "braunschweig.kaufrausch", 19.7.2008
Bericht eines Betroffenen:
> haben euer Sohn und Du inzwischen Erfahrungen mit der Laptop-Klasse sammeln dürfen?
sagen wir mal, im Großen und Ganzen konnte ich bisher nicht erkennen, warum
diese Notebooks notwendig waren. Das einzige Fach, in dem nicht mehr ins
Schulheft, sondern auf dem Laptop geschrieben wird, ist Religion (!). Der ECDL-
Kurs mit den entsprechenden Prüfungen ist IMHO ziemlich weltfremd (wer fängt
heute noch etwas mit Begriffen wie GAN (Global Area Network), MAN (Metropolitan
Area Network) usw. an?)
.
Und ob man es positiv bewerten will, dass die Benutzung von Power Point mehr
gefördert wird als die Benutzung von Excel und Word, ist wohl auch
Ansichtssache. Man koennte es "realitätsnah", weil Großfirmen-üblich, bewerten,
ich finde es aber traurig, dass die Kinder zwar wunderbare Präsentationen
erstellen können, aber in Excel gerade mal die Grundfunktionen gelernt haben und
in Word einen Brief nicht vernünftig formatieren können.
Übrigens wird an den Notebooks nur als Administrator gearbeitet, mit
entsprechenden Folgen. Ich habe ja zunächst das Notebook meines Sohnes so
konfiguriert, dass er als Hauptbenutzer arbeiten kann, wurde dann aber von der
Schule entsprechend angewiesen, dies zu ändern, "da ansonsten wichtige
Einstellungen nicht vorgenommen werden können". Entsprechende Einwände
meinerseits wurden natürlich zurückgewiesen.
Erfreulich ist, dass das von mir gekaufte Notebook (Toshiba Tecra A5) bisher
schadensfrei überlebt hat. Die an sich von der Schule vorgeschlagenen (und zu
horrenden Preisen verkauften) FSC Amilo Pro (V3515, glaube ich) haben jedenfalls
eine ziemliche Ausfallquote.
Dennoch bin ich der Ansicht, dass ein halbwegs gut ausgestatteter EDV-Raum in
der Schule, bei gleichzeitiger Sicherstellung dass die Kinder zuhause auch an
einem Computer arbeiten können, den gleichen Erfolg erzielt hätten..
Rick Szabo, 29. Juli 2008
Helmut Hullen
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letzte Änderung
22.06.2012